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  • Exkursion Milchziegen

    Unterwegs, um Wissen zu sammeln

    „Interessant, tolle Betriebe, viel dazugelernt“, lautete das Fazit der Teilnehmer zur Exkursion, zu der BIO AUSTRIA und der Österreichische Bundesverband für Schafe und Ziegen eingeladen hatten. Drei Tage lang waren 28 Ziegenhalterinnen und Ziegenhalter unterwegs, um mit Berufskollegen Erfahrungen auszutauschen. Die Reiseroute führte über Kempten nach Bludenz und anschließend nach Graubünden in der Schweiz. Dort begleitete uns Stefan Geissmann, Berater für Kleinwiederkäuer in Graubünden und Präsident des Schweizer Ziegenzuchtverbandes, auf die Höfe und stand uns für fachliche Fragen zur Verfügung.

    Bio-Hof Egger
    Am ersten Tag war die Reisegruppe auf dem Betrieb von Johannes und Franziska Egger in der Nähe von Kempten im Allgäu eingeladen. Johannes und seine Frau übernahmen 2015 den Betrieb von den Eltern und stellten auf Bio-Milchziegenhaltung um. „Bei uns sind die Pachtflächen sehr teuer. Deshalb habe ich eine Bewirtschaftungsform gesucht, mit der ich mit unseren 13,5 Hektar Grünland meine Familie ernähren kann“, erzählt der Jungbauer, warum er sich für die Milchziegen entschieden hat. Beim Hausbau wurde im Keller eine Käserei eingerichtet. 80 % der Milch werden am Hof verarbeitet. Der Rest geht an eine kleine Dorfkäserei. Erzeugt werden pasteurisierte Trinkmilch, Frischkäse und Camembert.

    Auf den Weiden
    Im Sommer sind die 100 Milchziegen der Rasse Bunte Deutsche Edelziege draußen auf der Weide. Inklusive Weidehaltung sind im Allgäu auf diesem Standort fünf Nutzungen möglich. Zehn Tage nach der Mahd werden die Flächen mit den Ziegen beweidet. So ist es möglich, jede Fläche nur einmal im Jahr zu beweiden und die Belastung mit Weideparasiten zu minimieren. Entwurmt wird die gesamte Herde einmal im Jahr nach einer Sammelkotprobe. Ein Teil vom ersten und der letzte Schnitt werden in einer zwei Kilometer entfernten Anlage zu Grascops gepresst. Die Grascops haben einen Eiweißgehalt von bis zu 24 %. Mit ihnen kann der Kraftfutteranteil erheblich reduziert werden. Die Ziegen erhalten im Melkstand 400 g Kraftfutter und 400 g Grascops. Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Milchleistung der Herde bei rund 940 Liter. Heuer wird die 1000 Liter Marke erreicht, die dann gehalten werden soll.

    Satt macht ruhig
    In der Ziegenherde gibt es nur neun genetisch hornlose Ziegen, alle anderen sind behornt. Satte Ziegen sind ruhiger. Diese Erfahrung macht sich Johannes Egger zu Nutze. Wichtig ist, dass alle Ziegen stressfrei fressen können. Im Sommer auf der Weide ist das ohnehin kein Problem. Bei der Stallfütterung werden sie nach dem Melken beim Fressen im Fressgitter fixiert. Mit Sichtblenden zwischen den Fressständen wird der Sichtkontakt zwischen dominanten und rangniederen Ziegen zusätzlich reduziert. „Wenn alle Ziegen genügend und in Ruhe fressen können, haben sie die Möglichkeit ihr genetisches Potenzial besser zu entwickeln. Außerdem züchtet man ohne diese Maßnahmen immer mit den aggressiveren Tieren weiter, weil diese das bessere Futter erwischen und dann besser dastehen“, ist Johannes überzeugt.

    Bio-Hof Lötscher
    Steile Weiden sind für Ziegen kein Problem. Das zeigte sich am Betrieb der Familie Lötscher. Dieser liegt in Pany in Graubünden auf 1200 m Seehöhe. Neben den 84 Milchziegen werden noch 16 Milchkühe gehalten. Insgesamt werden 43 Hektar bewirtschaftet. Die Ziegen grasen im Sommer auf den 10 Hektar Weideflächen rund um den Hof.
    Die Vermarktung ihrer Produkte hat die Familie Lötscher großteils selbst in die Hand genommen. Verarbeitet wird die Ziegenmilch von der Genossenschaft Bio-Käserei Prättigau. Pro Liter Bio-Ziegenmilch werden derzeit 1,15 Schweizer Franken ausbezahlt.
    Jeden Mittwoch ist Tag der „offenen Hoftür“. „Das wird sehr gut angenommen“, sagt Landina Lötscher. „Die Besucher können so für die Ziegenhaltung sensibilisiert werden. Wir erklären ihnen auch, dass es Käse nur gibt, wenn es auch Kitze gibt. Die gut informierten Kunden können nach der Hofbesichtigung gleich im kleinen Hofladen verschiedene Arten von Kuh- und Ziegenkäse sowie Würste und allerhand an Räucherwaren einkaufen.

    Betrieb Waldhaus
    Der Plantahof in Landquart ist ein landwirtschaftliches Kompetenzzentrum für die Region Graubünden. Die Schwerpunkte liegen in der Weiterbildung, Beratung und Praxis. Seit 2014 wird auch der Praxisbetrieb Waldhaus in Chur vom Plantahof bewirtschaftet. Hier werden 60 Bündner Strahlenziegen, 60 Schafe der Rassen Lacaune und Weißes Alpenschaf, 400 Legehennen und 20 Mastrinder gehalten. Die Milch wird an zwei Bio-Sennereien in Arosa und in Jenaz geliefert sowie in der hofeigenen Sennerei am Plantahof verarbeitet.
    Der Stall steht im Naherholungsgebiet der Stadt Chur. Die Bewohner kommen mit den Kindern und können jederzeit in den Stall gehen. So lernen schon die Jüngsten die Tierhaltung kennen. Im Hofladen können dann noch Milchprodukte mit nach Hause genommen werden.

    Vermarktung herausfordernd
    Angeregt verlief im Anschluss die Diskussion über die Kitzvermarktung. Stefan Geissmann erläuterte in seiner Funktion als Berater für Kleinwiederkäuer und Präsident des Ziegenzuchtverbandes die Situation in der Schweiz. Geschätzt fallen schweizweit 45.000 Kitze zur Vermarktung an. Über die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft „Proviande“ kann nur ein geringer Anteil davon vermarktet werden. Die Preise für die Schlachtung und pro Kilogramm Kitzfleisch sind für die Bauern nicht kostendeckend. In vielerlei Hinsicht stellt das die Schweizer Ziegenbauern vor große Herausforderungen. Ein Durchmelken der Ziegen ist mit der Alpung nicht möglich. Der Schweizer Ziegenzuchtverband hat einige Vermarktungsprojekte ins Leben gerufen und führt Verhandlungen mit den Wiederverkäufern. Faktum ist, dass auch die Eigeninitiative der Bauern wichtig ist, um das „Gitzifleisch“ verkaufen zu können und dem Konsumenten den Wert des hochwertigen Fleisches näher zu bringen.

    Enthornungsverbot wird erwogen
    Zukünftig werden auch die Bestimmungen für die Enthornung von Milchziegenkitzen in der Schweiz strenger werden. Derzeit dürfen die Schweizer Ziegenbauern nach einer entsprechenden Schulung die Kitze selbst narkotisieren und enthornen. Die Abgabe von Narkosemitteln an den Bauern wird aufgrund von Studienergebnissen verboten werden. Generell wird über ein Enthornungsverbot diskutiert.

    Ziegenbetrieb Held
    Vor zehn Jahren tickten die Uhren am Demeter-Betrieb von Manuela und Rainer Held in Schwarzenberg in Vorarlberg noch anders. „Wir wollten uns vergrößern. Die Milch von den Kühen und den 120 Milchziegen haben wir abgeliefert. Damit wir eine hohe Milchleistung haben, haben wir viel Kraftfutter gekauft und gefüttert,“ erzählte Rainer Held von früher. „Die Pachtflächen kosteten 1000 bis 1800 Euro pro Hektar. Als dann auch noch der Preis für die Ziegenmilch zurückgegangen ist, war der Punkt erreicht, wo wir gesagt haben, so kann es nicht weitergehen.“

    Leistung zurückgefahren
    „Heute passen die Futterflächen und der Bestand zusammen“, sagt der inzwischen überzeugte Demeter-Bauer. „Wir verfolgen ein anderes Zuchtziel und fahren auf keine Ausstellungen mehr. Das Futter kommt ausschließlich von unseren eigenen Flächen. Wir füttern kein Kraftfutter mehr.“ Die auf 30 Toggenburgerziegen geschrumpfte Herde und die 30 Lacauneschafe sind im Sommer auf der Alm. Mit der Toggenburgerziege wurde die zum Betrieb passende Rasse gefunden. „Sie hat einen sicheren Tritt, ein gutes Fundament und durch die längeren Haare ist sie nicht so wetterempfindlich wie die kurzhaarigen Rassen. Sie hat auch weniger Probleme mit Stechfliegen und Bremsen“, schwärmt Rainer von seinen Ziegen.

    Die vielen Stammkunden werden einmal jährlich zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Auch Manuela verfolgt ein nachhaltiges Konzept. „Wir vermarkten fast gänzlich verpackungsfrei. Wenn wir verpacken, dann nur mit Papier. Das Joghurt wird am Markt abgefüllt. Wir verkaufen auch sterilisierte Gläser ohne Pfandsystem. Die Gläser sind besonders dekorativ und werden gerne auf den Tisch gestellt. Die Kunden bringen die Gläser beim Einkaufen dann wieder mit und lassen sie auffüllen.“

    DI Veronika Edler, Bio Austria

    09.09.2019
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