Gesund in den Winter - Tiergesundheit nach der Weidesaison
Ein Fachartikel von Dr. Elisabeth Stöger, Tierärztin.
ZurückIn diesem Artikel werden Antworten auf die Frage gegeben: "Was gehört zum Winterfit-Programm bei Schaf und Ziege?"
Wenn die Almzeit und schließlich auch die Weidesaison zu Ende gehen, wird es Zeit Schafe und Ziegen auf den Winter vorzubereiten. Was gehört zum "Winterfit-Programm"?
1. Erkennen und Behandeln von Innen-Parasitenbefall
Die meisten Innenparasiten sind Weideparasiten, d.h. dass sich Schafe und Ziegen mit Magen-Darm-Rundwürmern, Lungenwürmern und Leberegeln in der Weidezeit anstecken. Das Ende der Weidezeit ist daher ein guter Zeitpunkt zur Parasitenkontrolle.
Wie vorgehen? Alle Schafe und Ziegen einzeln beurteilen auf:
- Farbe der Augenschleimhaut
- Körperkondition
- Zeichen von Durchfall
- Gesamtzustand
Es kann hilfreich sein die Tiere in Gruppen einzuteilen: unauffällige, gesunde Tiere – auffällige, magere, blasse Tiere. Kranke und schwache Tiere mit Durchfall, blasser Augenschleimhaut und Abmagerung sollen gleich entwurmt werden. Weitere auffällige Tiere sollen mittels Kotproben auf Parasitenbefall untersucht werden. Sie werden dann je nach Befund entwurmt. Von einer Herdenentwurmung wird wegen der Resistenzen auf Wurmmittel abgeraten.
2. Kotproben entnehmen und einsenden
Einen Handschuh oder ein Plastiksackerl anziehen und damit direkt aus dem After eine nussgroße Kotmenge herausholen. Den Handschuh (oder das Plastiksackerl) umstülpen und zuknüpfen. Beschriften und mit einem Begleitschreiben (Untersuchungsanforderung) ins jeweilige Labor des Bundeslandes versenden oder beim Tierarzt abgeben. Tiere mit mittelgradigem oder hochgradigem Wurmbefall sollen im Herbst entwurmt werden. Besonderes Augenmerk ist auf Jungtiere nach dem ersten Weidesommer zu legen.
3. Vermeiden von Außen-Parasiten
Der Herbst ist eine gute Zeit zur Überprüfung des Haarkleides und zum Scheren von Schafen. Die häufigsten Parasiten auf der Haut sind Haarlinge. Sie leben von Hautschuppen, sind keine Blutsauger und kleben ihre Eier an den Haaren bzw. Wollfasern an. Als Folge des Haarlingsbefalles haben die Tiere ein stumpfes Haarkleid mit Schuppen und Wollverlust und sind wegen des Juckreizes unruhig. Die Schur von Schafen und das Durchkämmen von Ziegen reduziert den Haarlingsbefall. Der Effekt kann noch verstärkt werden, wenn Schafe (nach dem Scheren) und Ziegen gründlich mit Kieselgur eingestaubt werden.
4. Kondition beim Einstallen überprüfen
Am Ende der Weidesaison sollen alle Tiere nach ihrer Kondition beurteilt werden. So kann entschieden werden, wer eine Extraportion braucht und wie die Fütterung v.a. in Bezug auf Kraftfutter sein soll. Schafe und Ziegen müssen in den letzten 4 Wochen vor der Geburt gut gefüttert werden, v.a. wenn sie Zwillinge erwarten. Energiemangel in dieser Phase führt zu schwachen Muttertieren, die dann ein Lamm nicht annehmen und wenig Milch geben. Auch die Jungtiere sollen beurteilt werden. Zu magere und schwache Lämmer und Kitze bleiben im Wachstum zurück. Sie brauchen ev. eine Entwurmung und auf jeden Fall eine gute Fütterung.
5. Mineralstoffversorgung
Spätestens beim Einstallen soll die Mineralstoffversorgung wieder auf die empfohlen Menge von 20-50g einer losen Mischung umgestellt werden. Damit sind Muttertiere und Jungtiere gut versorgt und auch neugeborene Lämmer und Kitze werden davon profitieren, weil sie keinen Jod- oder Selenmangel bei der Geburt haben. Minerallecksteine und Salzlecksteine sollen zusätzlich angeboten werden, damit sich Tiere mit erhöhtem Bedarf selber ergänzen können.
6. Klauenpflege
Vor dem Winter sollen alle Klauen beurteilt und geschnitten werden. Damit werden alle Überlängen und Klauenveränderungen wie hohle Wände oder überwachsene Tragränder korrigiert und ein gutes Fundament für die Stallhaltungszeit gelegt. Im Stall werden die Klauen weniger abgenutzt und daher schnell lang.
Foto: Christina Hebesberger