Nachgefragt: Dürfen Schafe und Ziegen die Nachgeburt fressen?
Tiergesundheitsfrage beantwortet von Dr. Elisabeth Stöger
Bei Schafen und Ziegen geht die Nachgeburt normalerweise innerhalb von zwei Stunden nach der Geburt ab. Es gehört zum normalen Verhalten, dass die Muttertiere die Nachgeburt fressen. Wenn es sich um eine normale Geburt mit lebenden Lämmern oder Kitzen gehandelt hat, darf das Muttertier ohne Risiko die Nachgeburt fressen. Die Nachgeburt muss aber nicht gefressen werden und soll, wenn sie im Stall gefunden wird, auf jeden Fall entsorgt werden.
Im Falle einer Totgeburt oder eines Verwerfens sollte die Nachgeburt unbedingt unschädlich entsorgt werden, da sich darin ansteckende Abortuserreger befinden können. Solche Nachgeburten dürfen weder Muttertiere noch Hunde fressen, denn auch Hunde können Abortuserreger weiterverbreiten, etwa die Neosporen. Wenn bei einem Verwerfen der Verdacht auf eine Infektion besteht, z.B. durch Chlamydien, dann ist die Nachgeburt für die Diagnose notwendig. In solchen Fällen wird der tote Embryo gemeinsam mit der Nachgeburt zur Untersuchung ins Labor geschickt.
Wenn die Nachgeburt hängen bleibt, soll ab vier Stunden nach der Geburt ein vorsichtiger Ablöseversuch mit der Hand gemacht werden. Davor kann mit Heilpflanzen der Nachgeburtsabgang gefördert werden. Ein bewährtes altes Rezept ist ein "Putztrunk" aus abgekochten Brombeerstängeln: eine Handvoll Brombeerstängel wird 5-10 Minuten abgekocht und dann zum Trinken gegeben oder eingeflößt.
Autorin: Dr. Elisabeth Stöger
Foto: Daniela Köppl
23.09.2024Zurück